Abstract
Subjective concepts and experience of illness and coping behaviour are important factors
for the course of bipolar disorder. 81 remitted and discharged patients (bipolar manic-depressive
and bipolar schizoaffective) were interviewed on these topics. The last manic episode
was usually reported as pleasant, but the recollection of acute symptoms was often
affected by shame. Patients with few episodes preferred social and interactional explanations
for their disordered states. The medical concept of illness was accepted with advancing
episodes, it correlated with resignation and feelings of powerlessness. Initially
active and conflict-orientated forms of coping predominated. But after further manic
episodes family members often declared themselves responsible for the prevention of
relapse (without success); the patients now showed an increase of denial and externalization.
The data are condensed to a concept of a gradual change of attitudes of bipolar patients
(with therapeutical implications).
Zusammenfassung
81 vollständig remittierte, manisch-depressive und bipolar schizoaffektive Patienten
wurden ca. 20 Monate nach der letzten Klinikentlassung nach ihren Krankheitskonzepten,
dem Krankheitserleben und dem Bewältigungsverhalten befragt. Die letzte manische Phase
wurde überwiegend als angenehm bezeichnet, die Erinnerung an die Akutsymptomatik war
jedoch vielfach schambesetzt und durch Verdrängungen,,korrigiert''. Besonders Patienten
mit bislang wenigen Krankheitsphasen bevorzugten soziale und interaktionale Ursachenerklärungen.
Das medizinische Krankheitsmodell wurde erst im längeren Verlauf akzeptiert, seine
Übernahme korrelierte mit Resignation und dem Gefühl subjektiver Machtlosigkeit. In
frühen Verlaufsstadien überwogen aktive und konfliktorientierte Formen der Krankheitsbewältigung.
Nach weiteren manischen Phasen dagegen übernahmen oftmals Angehörige (erfolglos) die
Verantwortung für die Rückfallverhütung; bei den Patienten fanden sich nun vermehrt
verleugnende und externalisierende Coping-Formen. Abschließend wird anhand der Daten
ein Konzept des etappenweisen Wandels der Haltungen zyklothymer Patienten vorgestellt,
das zu therapeutischen Konsequenzen Anlaß geben könnte.